schriftzug

Erläuterungen

GFS-Panel 1:

Das GFS-Modell ist ein numerisches Vorhersagemodell der NOAA, die wiederum zum US-amerikanischen Wirtschaftsministerium gehört; die Computerberechnungen werden 4 mal am Tag (0, 6, 12, 18 Uhr UTC) aktualisiert und im Internet veröffentlicht.
Ein Panel meint streng genommen eine wiederholte Analyse eines Untersuchungsgegenstandes mit gleichen Mitteln. In diesem Fall handelt es sich um eine computergestützte, 9-tägige Simulation der großräumigen Druckverhältnisse. In der Kopfzeile steht "Ini" für "initial", also den Tag der Analyse (hier: Freitag, der 8. März), rechts daneben "Val" für "valid", den Tag der Gültigkeit des Bildes (in diesem Fall bis Freitag, den 15. März). Auf dem Panel 1 werden die Druckverhältnisse über Europa in zwei Luftschichten übereinandergelegt untersucht, die für die Meteorologen besonders interessant sind:

Zunächst bleiben wir beim Bodendruck, hier mit weißen Linien gekennzeichnet. Besonders aussagekräftig sind neben den Lagen der Tiefs und Hochs vor allem die Windungen der Linien. Von Tiefdruckgebieten ausgehende Ausstülpungen nennt man Tröge, die von Hochdruckgebieten Keile. Deutlich sieht man an unserem Beispiel ein Tief über Grönland und eins nördlich des Schwarzen Meers. Dazwischen erstreckt
GFS-Panel Europas
Bernhard Mühr / Wetterzentrale
sich ein langgezogener Hochkeil von Ägypten über Italien, Deutschland bis nach Südskandinavien. Ein weiteres Hoch liegt klassischerweise über den Azoren. Dazwischen "trogt" ein Tief so weit nach Süden aus, dass sich die Spitze abzuschnüren beginnt.

Nun legen wir die zweite Karte darüber. 500-hPa-Niveau bedeutet, man schaut sich die Druckverteilung in einer Höhe an, in der genau die Hälfte des am Boden herrschenden Drucks von 1000 hPa herrscht.  Das ist in etwa 5.500 Metern über dem Meeresspiegel der Fall. Auf dieser Karte wird der Höhendruck farblich markiert, von rot (hoher Druck) über gelb, grün nach blau und violett (tiefer Druck). Besonders zwei Aussagen verschlüsseln diese Farbmuster zusätzlich: Liegen Tiefs und Hochs in beiden Schichten deckungsgleich übereinander, kann man von einer großen Wetterwirksamkeit des entsprechenden Gebietes ausgehen. Das ist etwa über Südskandinavien (Boden- und Höhenhoch) und Spanien (Boden- und Höhentief) der Fall. Die Spanier können sich auf ein feuchtes Wochenende gefasst machen, in Skandinavien und Deutschland wird es wohl – von Inversionen im Winter und Konvektionswolken im Sommer abgesehen – heiter sein. Umgekehrt sind Bodentiefs ohne die Druck-Entsprechung in der Höhe meist nicht sehr wetterwirksam. Die zweite Aussage verbirgt sich hinter der Gesamtanordnung der Höhendruck-Gebilde. Es gibt (grob) zwei Formen der Strömung: Zwischen den beiden Druckgebieten läuft auf denselben Kurven der erdumlaufende Strahlstrom, ein schlauchförmiges Sturmband mit enormer Führungskraft. Darin strömt die Luft mit über 200 km/h von Ost nach West, also in unserem Beispiel von Russland kommend nach Süden über das Kaspische und Schwarze Meer, um im weiteren Verlauf stark nach Norden umzubiegen, über Skandinavien erneut nach Südwesten drehend auf die Britischen Inseln und dann nach Westen auf Labrador zuzusteuern. Über Spanien könnte sich ein "Babystrahlstrom" in kleinem Kreis drehen. Er wird irgendwann langsamer, bevor sich das Höhentief aufzulösen beginnt.
Noch mehr Infobedarf? Dann lesen Sie den Abschnitt Bodendruckanalyse.

GFS-Panel 2:

Im Gegensatz zum GFS-Panel 1 zeigen diese Bilder keine Druckverteilung, sondern Lufttemperaturen an. Beide haben miteinander zu tun, da die Druckzentren die Luft führen. Drehungszentren oder
GFS-Panel 2
Bernhard Mühr / Wetterzentrale
Bewegungsachsen der Hochs und Tiefs sind auf dieser Karte also nachvollziehbar. Deutlich können Sie den "Luftquirl" eines Tiefs nördlich von Madeira sehen. Kalte und warme Luftmassen werden in die Drehbewegung gegen den Uhrzeigersinn mit einbezogen und verwirbeln. Ein weiteres Tief verbirgt sich unter den Ausstülpungen östlich von Labrador auf dem offenen Atlantik. Sogar die "Reifegrade" der Tiefs sind darin abzulesen. Ersteres hat bereits die vorher getrennten Luftmassen erfolgreich gemixt und seinen Entwicklungshöhepunkt überschritten. Das zweite südlich von Grönland beginnt gerade erst mit dieser "Arbeit" und bezieht aus dem noch getrennt aneinander entlang gleitenden Temperaturunterschieden seine Kraft, die vor allem dann entsteht, wenn die angesaugte Warmluft durch Kondensation bei den Hebungsvorgängen die vorher gespeicherte Verdunstungsenergie freisetzt.

Null Grad über Madeira? In der Tat, jedoch im sogenannten 850 hPa-Niveau. Damit meinen Meteorologen die Lufttemperatur in einer Höhe, in der der Luftdruck statt bodennah 1000 hPa nur noch 850 hPa beträgt. Das ist in etwa 1.500 Metern über dem Meeresspiegel der Fall. Wozu - außer für den alpinen Bereich - braucht man diese Berechnung? Zwar ist für uns alle letztlich die Oberflächentemperatur ausschlaggebend, jedoch ist diese in der vorliegenden Minikarte weder darstellbar noch aussagekräftig. Oberflächentemperaturen schwanken enorm und äußerst regional, abhängig vom Tagesgang, dem Sonnenstand, der Oberfläche, der Topographie und vielem mehr. Beispielsweise kühlen Luftmassen während wolkenloser Nächte stark ab, während auf den Bergen die Temperatur annähernd stabil bleibt. Prognostiziert ein Computermodell für nächste Woche eine Oberflächentemperatur für Göttingen von 5°C, ist die Information allein wenig wert: Handelt es sich um eine Tageshöchsttemperatur, gemessen in der Innenstadt oder am Kiessee, oder auf dem Hohen Hagen? Wenn es sich hingegen um eine 850 hPa-Temperatur handelt, ist die Sache klar.
So kann sogar ein geübter Amateur eine regional sehr differenzierte Prognose erstellen. Analysen großräumiger Luftbewegungen sind sogar nur so möglich. Im Winter etwa überdecken erdbodennah riesige Kaltluftseen weite Teile Russlands. 1.000 Meter darüber aber zirkulieren die unterschiedlichsten Luftmassen. So kommt es auch zum berüchtigten Eisregen: Der Niederschlag fällt als Regen in einen solchen schwer am Boden liegenden Kältesee.

GFS-Panel 1+2:

Jede Information zählt: Der Luftdruck am Boden für eine vage Bewölkungsprognose, der Abstand der Isobaren für eine Windstärke-Prognose, ihre Anordnung für die Windrichtung, der Höhendruck für die Wetterintensität der jeweiligen Lage sowie ihrer Zugrichtung und Stabilität, die Temperatur der freien Atmosphäre für eine grobe Luftmasseneinschätzung, das Datum und regionale Erfahrungswerte des Meteorologen für eine spezifische Bodentemperaturprognose. Der Panelcharakter schließlich ermöglicht eine weitreichende Großwetterlagenanalyse.

Bodendruckanalyse:

Im Wesentlichen gilt auch für diese Karte, was ich über die Bodendruckanalyse des GFS-Panels 1 geschrieben habe. Es ist eine Situations-Analyse, also keine Prognose. Neben den Isobaren finden sich hier auch noch die sogenannten Fronten, die Trennungslinien verschiedener Luftmassen. Das müssen nicht immer große Temperaturunterschiede sein, weshalb sich der GFS-Panel 2 nur bedingt für eine Fronten-Prognose eignet. Manchmal reicht ein unterschiedlicher Feuchtigkeitsgehalt oder eine abweichende Strömungsrichtung. Für die aktuelle Tagesprognose ist deshalb diese Karte besonders wichtig. Der Abstand der Isobarenlinien zueinander gibt übrigens Auskunft über die zu erwartende Windstärke: Je näher sie aneinander liegen, desto stärker weht der Wind, um diesen Druckunterschied so schnell wie möglich wieder auszugleichen. Weitere Informationen s. Erläuterungen zum Luftdruck.

Niederschlagsradar:

Bei dieser Karte handelt es sich um eine 15-minütig aktualisierte Satellitenaufnahme im Radarbereich. In dieser Wellenlänge sind nur Niederschläge, nicht aber Wolken zu sehen. Ein scheinbar makelloser Blick auf Deutschland bedeutet also nicht wolkenloses, sondern niederschlagsfreies Wetter. Farbliche Abstufungen innerhalb der weißen Flächen zeigen die Intensität des Niederschlags. Zusammenhängende Bänder lassen auf Fronten, kleine runde Flecken auf Schauer schließen. Größere, oft kreisrunde oder zu Clustern zusammenwachsende Gebilde während der heißen Jahreszeit sind Indizien für Gewitter. Klarheit verschafft dann die Pfeil externer LinkBlitze-Karte. Wer auch noch etwas über die Zugbahnen von Niederschlagsfeldern erfahren möchte, kann sich z. B. bei Pfeil externer LinkKachelmannwetter einen mehr oder weniger langen, aus den Einzelaufnahmen montierten Film ansehen. Informationen zur Niederschlagsmessung erhalten Sie unter den Stationsinformationen Niederschlag.

Blitze:

Auf der Deutschlandkarte sehen Sie Blitzmarken über einen Zeitraum von 2 Stunden. Damit lassen sich Gewitter zeitnah lokalisieren.