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Klimabericht für Göttingen

Lage:

Oberes Leinebergland zwischen westlichem Harzvorland und dem Weserbergland.

Koordinaten:

51° 38' nördliche Breite
Die standartisierte Angabe zur Position erfolgt in Längen- bzw. Breitengraden mit der Unterteilung Minuten und Sekunden.
Zur geografischen Orientierung wird die Erde in 360 Längengrade (180 östliche und 180 westliche) sowie 180 Breitengrade (90 nördliche und 90 südliche) eingeteilt:
Die Unterteilung erfolgt entweder in Minuten und Sekunden (51° 38′ 17″), mit Kommastelle (51,638°) oder in einer Kombination aus beidem (51° 38,28′
9° 52' östliche Länge

Höhe:

171 Meter über n. N.

Allgemeine Klimacharakteristik:

Winter mäßig kalt, Sommer mäßig warm; ganzjährig regenreich.

Klimatyp:

Cfb
Die drei Buchstaben klassifizieren das Klima nach Zone, Typ und Untertyp:

Temperatur:

Göttingen liegt im Übergangsbereich von maritimem und kontinentalem Klima der gemäßigten Breiten. Die Jahrsamplitude liegt bei 17,4 K und nimmt etwa einen Mittelwert innerhalb Europas (Pfeil externer LinkMoskau: 27,5 K; Pfeil externer LinkVestmannaeyjar / Island: 8,3 K) ein. Die Amplitude der Absolutwerte ist stattlich, die Maximumtemperatur von 36,9°C liegt über dem Niveau der Spitzenwerte von Pfeil externer LinkHonolulu / Hawaii (34,4°C) oder Colombo / Sri Lanka (36,0°C), die Minimaltemperatur von -28.0°C liegt unter den Extremwerten Islands (Pfeil externer LinkAkureyri: -21,6°C) oder der Golfstrom umspülten Küstengebiete Skandinaviens.

Göttingens Mitteltemperatur liegt im Januar nur knapp über dem Gefrierpunkt. Zum Vergleich: Deutschlands wärmste Großstadt ist Pfeil externer LinkKöln (2,4°C), die kälteste Pfeil externer LinkRegensburg (-2,4°C); der gut 50 km entfernte Brocken erreicht -4,4°C im Januar. Die mildesten Wintertemperaturen Europas genießen übrigens die Portugiesen (Pfeil externer LinkLissabon: 10,4°C), die kälteste Metropole zur gleichen Jahreszeit auf dem Kontinent ist Pfeil externer LinkMoskau (-10,3°C).

Kalendarische Klimadaten:

Die kalendarischen Klimadaten von Schnee, Frost, Vegetations- und Heizperiode bieten gute Orientierungsgrößen zur Beurteilung der belebten Umwelt innerhalb der höheren Breitengrade.

Der Frühling schwappt nicht von Süd nach Nord über Europa, sondern genauer von Südwest nach Nordost und braucht für die gesamte Strecke über den Kontinent etwa 90 Tage. Sevilla und Lissabon erblühen als erste größere Städte etwa ab Mitte März. In Paris und London brechen die Knospen der Apfelbäume im Schnitt zwischen dem 20. und 30. April auf, in Berlin und Warschau etwa am 10. Mai. In Kopenhagen und Riga muss man sich bis zum letzten Maidrittel gedulden und in Stockholm und Helsinki wartet man bis Anfang Juni.

Ähnliche Unterschiede allein innerhalb Europas gibt es bei den Ereignistagen für Frost und Schnee. Selbst innerhalb Deutschlands sind die Unterschiede bei der Anzahl frostfreier Tage enorm: Auch hierzulande gibt es ein Südwest-Nordost Gefälle. Die Nähe zum Meer und die Höhe über ihm sind aber die entscheidenden Faktoren. So verbucht Helgoland im Mittel 246 Tage in Folge, an denen der Gefrierpunkt nicht unterschritten wird, Berlin 184, Erfurt 161, Oberstdorf 154 und der Brocken 109 Tage.

Vegetation beginnt ab einer Temperatur von mehr als 5°C und frostfreiem Boden. Die Waldgrenze der alpinen und borealen Gebiete wird von einer Vegetationszeit von unter 100 Tagen definiert. Der Brocken (1.142 m) stößt beinahe an diese Grenze, am Alpennordrand sind diese Bedingungen auf einer Höhe von 1.700-1.900 Höhenmeter anzutreffen, südlich des Hauptkamms steigt die Grenze sogar auf 2.300-2.400 Meter an.

Weitere Infos auf der Seite Phänologische Jahreszeiten in Göttingen

Niederschlag:

Im Deutschlandvergleich fällt in Göttingen relativ wenig Niederschlag. Der "Dürrestreifen" des Magdeburger Landes und des Brandenburgischen (<600 mm) liegt nicht weit entfernt. Selbst im kontinentalen Moskau ist es mit 691 Litern Regen auf dem Quadratmeter feuchter, das mediterrane Neapel verbucht sogar über 1000 mm Jahresniederschlag. An den Leeseiten der Gebirge sowie im Nordwesten fallen hingegen hierzulande die meisten Niederschläge; so regnet es in München 967 mm, in Essen 933 mm und auf dem Brocken gar 1766 mm. Göttingens 644 mm fallen an etwa 121 Tagen recht gleichmäßig über das Jahr verteilt. Die Schwankungsbreiten von Monat zu Monat sind gering, die meisten Regentage verbucht der Dezember (12), die wenigsten der Oktober (8), an allen übrigen Monaten gibt es zwischen 9 und 11 Regentage.

An etwa 27 Tagen im Jahr ist in Göttingen mindestens einmal Donner zu hören, die Voraussetzung für einen Gewittertag. Während es also übers Jahr verteilt etwa zweimal pro Monat gewittert, geschieht das in Bogor auf Java (Indonesien) fast täglich. Dort liegt die mittlere jährliche Anzahl der Gewittertage bei 322.

Etwa ebenso oft, durchschnittlich 30 mal im Jahr, steigt die Regenintensität auf einen Wert von mehr als 10 mm/h. Zum Vergleich: Sprühregen liefert etwa 0,1 mm/h, ein lang anhaltender "Landregen" etwa 1-2 mm/h, ein "normaler" Schauer etwa 8-10 mm/h, ein Gewitterguss ca. 10-20 mm/h und ein seltener, heftiger Wolkenbruch 50-100 l/h, letzterer allerdings meist nur für wenige Sekunden bis Minuten. In Füssen gab es am 25.05.1920 126 mm Regen in acht Minuten, das entspricht einer Intensität von 15,1 mm/min oder über 900 mm/h. Solche Regenfälle sind reine Katastrophen und Jahrhundertereignisse, die ohne Einwirkung von Hochgebirgen nicht möglich sind.

Luftfeuchtigkeit (relativ):


Luftdruck:


Sonne:

Göttingen weist im Deutschlandvergleich eine der niedrigsten Werte der mittleren Jahresstrahlung auf. Deutschlands Küstensaum an Nord- und Ostsee sowie Süddeutschland kommen im Mittel auf über 1.700 Sonnenstunden im Jahr (Kempten: 1.721 h, Arkona: 1.806 h), nur wenige Städte unterbieten die heimische Vorgabe (Braunlage: 1.263 h, Bad Hersfeld: 1.385 h).

Die durchschnittliche tägliche Bewölkung liegt bei gut 70 %. An der Tageslänge liegt das übrigens nicht, denn auf jedem Punkt der Erde wird eine Jahressumme der astronomisch möglichen Sonnenscheindauer von genau 4.461 Stunden erreicht. Über das Jahr verteilt gibt es bei uns etwa 75 Tage, an denen sich die Sonne überhaupt nicht zeigt. Davon fallen alleine 46 auf die 4 Monate November bis Februar.

Während des Dezembers scheint in Göttingen die Sonne im Durchschnitt 34,5 Stunden. Schlechter schneiden noch Warschau und Moskau mit nur je 20 Stunden ab (Lissabon: 157 h; Athen: 140 h; Rom: 113 h). Die auf den ersten Blick recht ordentliche Juni-Bilanz (186 h) wird aber bei weitem von Deutschlands Spitzenreiter Fehmarn (265 h) übertrumpft. Im Mai 1959 schien dort die Sonne sogar 355 Stunden lang, also im Durchschnitt knapp 11 Stunden und 30 Minuten täglich!

Wind:

An etwa 67 Tagen im Jahr bleiben die stärksten Luftbewegungen eines Jahres unter dem Wert von 20 km/h. Fast genauso oft, nämlich 69 mal im Jahr, gibt es jedoch Böen von mehr als 50 km/h, die Voraussetzung für einen Starkwindtag. Um einen Sturmtag zu zählen, muss der Wind mit mindestens 74 km/h über Göttingen wehen. Nicht mal einmal pro Jahr übersteigt der Wind sogar die Marke von 115 km/h (wenigstens für den Zeitraum einer Spitzenböe). Immerhin tritt ein solches Ereignis aber im Schnitt in 2 von 3 Jahren auf.