schriftzug

29. August 2003: Sommerdürre

Was ist eine Dürre?

Eine Witterungsphase darf offiziell "Dürre" genannt werden, wenn es mehr als 14 Tage keinen messbaren Niederschlag gegeben hat. Dieses Kriterium hatte bereits der 12. August erreicht. Sieht man einmal von 0,25 mm Regen zwei Tage später ab, verlängerte sich die akute Trockenheit bis zum 18. auf 20 Tage. Zwar gab es vergangenes Jahr von Ende März bis Anfang April ebenfalls eine 20-tägige niederschlagsfreie Periode, doch lagen die Temperaturen und die Verdunstung damals jahreszeitbedingt wesentlich niedriger als jetzt. Gab es damals eine potentielle Verdunstung von 60,4 mm, lag sie in diesem Monat innerhalb des gleichen Zeitraums bei 107 mm. Der Pegelstand der Leine lag die meiste Zeit des August bei unter 40 cm und sank
Bodenfeuchtegrafik vom 27. August 2003
Deutscher Wetterdienst
zeitweise bis auf 36 cm. Zum Vergleich: Zur Jahreswende vor gut einem halben Jahr lag er bei 2,40 Meter (s. Sonderseite Hochwasser in Göttingen)!

Folgen für die Natur:

Die Natur kann mit diesen Kapriolen recht gut umgehen. In diesem Sommer sind jedoch noch andere Faktoren hinzugekommen, die zusammen mit dem Niederschlagsdefizit für ein Landschafsbild gesorgt haben, das wir nur aus mediterranen Ländern zu kennen geglaubt haben. Die Hitze der ersten beiden Augustwochen, ein um knapp 3 Grad zu warmer Sommer, ein Jahr, von dessen ersten 7 Monaten 5 deutlich zu trocken und einer knapp ausgeglichen war und das bereits im August 250 Sonnenstunden mehr aufweist, als sonst während eines gesamten Durchschnittsjahres in Göttingen waren Voraussetzungen für braune Äcker und Wiesen, Grünanlagen, die diesen Namen nicht mehr verdienten und sorgten wochenlang für die zweithöchste Waldbrandgefahrenstufe 4 ("hohe Gefahr"). Bis in Erdbodentiefen von 40 cm war der Boden annähernd ausgetrocknet, wie das schematische Bodenprofil vom 26. August zeigt. Büsche bekamen erste Trockenschäden und selbst ausgewachsene Bäume einen herbstlichen Anstrich. Ähnlich wie Pflanzen der Savanne beugen auch Bäume unserer Breiten mit dem Abstoßen der wassertranspirierenden Blätter dem Austrocknungstod vor.

Am heutigen 29. August brachten die Fronten eines Tiefs über der Nordsee mit 11,9 mm Regen den ersten ergiebigen Niederschlag seit 5 Wochen.