schriftzug

13. August 2003: Sommer der Extreme

Extremtemperaturen:

An diesem Mittwoch endete einer der intensivsten Hitzewellen, die Göttingen während der vergangenen 40 Jahre erlebte. Zwar gab es immer wieder Jahre mit fast ähnlich hohen Spitzenwerten um oder über 36°C, wie etwa am 5. August 1994 mit 36,0°C oder am 12. August 1998 mit 36,1°C. Ebenso erlebte Göttingen lang anhaltende Wärmephasen wie etwa 1992 und 1994; und auch große Sommertrockenheit wie 1976 und 1983. Auch die Tropennacht, die dieses heiße Wetter abschloss, gibt es
Gänse unter Sonnenschirm
Andreas Vohl / WSG
immer wieder mal in Göttingen, zuletzt am 28. Juni 2001.

Besonderheiten:

Ein Extremwert allein kann – bei aller Rekordfreude – ein sehr isoliertes Ereignis sein. Die Hitzewelle dieses Monats kombiniert jedoch gleich eine Vielzahl nennenswerter Spitzenwerte und ist zeitlich und räumlich derart weitreichend, dass sie bei aller Zurückhaltung gegenüber Superlativen zu den wenigen besonderen Wetterereignissen gehört, die sowohl in Statistiken als auch in der Erinnerung vieler Göttinger nicht so schnell untergehen werden.

Messwerte dieses Sommers:

Selbst nur einige Auszüge sind gar nicht so schnell aufzuzählen; die ersten Absolutwerte purzelten am 8. August, als in Frankfurt der alte Rekord vom 9.8.1992 (36,6°C) um 1,5 K überboten wurde. Von da an gab es praktisch täglich neue Rekorde:

Räumliche Ausdehnung:

Seit einigen Monaten hält die Hitze und die Trockenheit große Teile der Schweiz, Spaniens, Portugals, Italiens, Englands, Frankreichs und Deutschlands in Atem. Flächige Brände in diesen Ländern vernichten Wald, Häuser und landwirtschaftliche Flächen. In Frankreich wurde am 12.08. mit 42,6°C in Orange die höchste Temperatur dieses Sommers gemessen. Die Schweiz verzeichnete bereits am Montag mit 41,5°C in Grono im Kanton Graubünden eine neue absolute Höchsttemperatur, womit der alte Höchstwert aus dem Jahre 1952 mit 39,0°C in Basel deutlich überboten wurde.

Zur zeitlichen Ausdehnung:

In Göttingen liegen seit März die Monatsmitteltemperaturen durchgehend über dem Durchschnitt, seit Februar wurde in keinem Monat mehr das Niederschlagssoll erreicht und sogar seit Dezember vergangenen Jahres war jeder Monat deutlich zu sonnenscheinreich.

Statistik:

14 Tage vor Ablauf des Sommerquartals liegt die Mitteltemperatur bei 20,7°C. Das ist ein Wärmeüberschuss von 4,2 K! Die erste Augusthälfte allein genommen bringt es sogar auf eine Abweichung von 7,9 K (24,6°C). Der mittlere Höchstwert liegt bei 33,1°C, der mittlere Tiefstwert liegt mit 16,2°C annähernd auf dem Niveau der Monatsmitteltemperatur. Alle 13 Tage des Augusts waren "heiße Tage" das noch nicht abgeschlossene Quartal bringt es auf 17 solcher Ereignisse, mehr als normalerweise in drei Sommern zusammen. Dafür fiel nur gut die Hälfte (120 mm) der normalen Regenmenge.

Die vorläufige Bilanz in Göttingen:

Etwa 20% Ernteausfälle, eine überdurchschnittliche Freibadsaison, Rauchverbot beim Kaiser-Wilhelm-Park Festival, andauernde Waldbrandgefahrenstufe 4 (sehr hoch).

...und sonst?

Abschmelzende Gletscher in den Alpen, die lang vermisste Körper freigeben und die alte Frage, ob das der Beginn einer Klimaveränderung bei uns ist. Die Antwort würde diese Sonderseite jedoch sprengen und ist selbst bei den Profimeteorologen nach wie vor strittig.