An diesem Mittwoch endete einer der intensivsten
Hitzewellen, die Göttingen während der vergangenen 40 Jahre erlebte. Zwar gab
es immer wieder Jahre mit fast ähnlich hohen Spitzenwerten um oder über 36°C,
wie etwa am 5. August 1994 mit 36,0°C oder am 12. August 1998 mit 36,1°C.
Ebenso erlebte Göttingen lang anhaltende Wärmephasen wie etwa 1992 und 1994;
und auch große Sommertrockenheit wie 1976 und 1983. Auch die Tropennacht, die
dieses heiße Wetter abschloss, gibt es
immer wieder mal in Göttingen, zuletzt am 28. Juni 2001.
Besonderheiten:
Ein Extremwert allein kann – bei
aller Rekordfreude – ein sehr isoliertes Ereignis sein. Die Hitzewelle dieses
Monats kombiniert jedoch gleich eine Vielzahl nennenswerter Spitzenwerte und ist
zeitlich und räumlich derart weitreichend, dass sie bei aller Zurückhaltung
gegenüber Superlativen zu den wenigen besonderen Wetterereignissen gehört, die
sowohl in Statistiken als auch in der Erinnerung vieler Göttinger nicht so
schnell untergehen werden.
Messwerte dieses Sommers:
Selbst
nur einige Auszüge sind gar nicht so schnell aufzuzählen; die ersten
Absolutwerte purzelten am 8. August, als in Frankfurt der alte Rekord vom
9.8.1992 (36,6°C) um 1,5 K überboten wurde. Von da an gab es praktisch
täglich neue Rekorde:
9.08: Deutschlands höchstes
Minimum in Weinbiet (Pfalz): 26,0°C. Höchste Temperatur Göttingen seit
mindestens 1960: 36,9°C!
10.08: Neuer absoluter
Deutschlandrekord der Maximaltemperatur aus Perl-Nennig im Saarland: 40,8°C
12.08: Neues absolutes Temperaturmaximum auf dem Brocken: 28,2°C
13.08: Wärmste Nächte in einigen
Orten, so im Weinbiet mit 27,6°C, was deutschlandweit die bisher höchste
gemessene Minimumtemperatur ist. Auch andernorts gab es mit Tiefstwerten teils
deutlich über 20°C so genannte Tropennächte (Wernigerode 25,2°C, Freiburg
24,1°C, Berlin-Tegel 21,7°C, Göttingen 20,2°C). Mit 13 "heißen
Tagen" und 16 "Sommertagen" in Folge wurden die bisherigen Serien
dieser Ereignistage innerhalb der WSG-Messreihe bei weitem übertroffen.
Räumliche Ausdehnung:
Seit einigen Monaten hält die Hitze und die Trockenheit große Teile der
Schweiz, Spaniens, Portugals, Italiens, Englands, Frankreichs und Deutschlands in Atem. Flächige Brände in diesen Ländern vernichten Wald, Häuser und landwirtschaftliche Flächen. In Frankreich wurde am 12.08. mit 42,6°C in Orange die höchste Temperatur dieses Sommers gemessen.
Die Schweiz verzeichnete bereits am Montag mit 41,5°C in Grono im Kanton Graubünden
eine neue absolute Höchsttemperatur, womit der alte Höchstwert aus dem Jahre
1952 mit 39,0°C in Basel deutlich überboten wurde.
Zur zeitlichen Ausdehnung:
In Göttingen liegen seit März die Monatsmitteltemperaturen durchgehend über
dem Durchschnitt, seit Februar wurde in keinem Monat mehr das Niederschlagssoll
erreicht und sogar seit Dezember vergangenen Jahres war jeder Monat deutlich zu
sonnenscheinreich.
Statistik:
14 Tage vor Ablauf des Sommerquartals liegt die Mitteltemperatur bei 20,7°C. Das ist ein
Wärmeüberschuss von 4,2 K! Die erste Augusthälfte allein genommen bringt es
sogar auf eine Abweichung von 7,9 K (24,6°C). Der mittlere Höchstwert liegt
bei 33,1°C, der mittlere Tiefstwert liegt mit 16,2°C annähernd auf dem Niveau
der Monatsmitteltemperatur. Alle 13 Tage des Augusts waren "heiße
Tage" das noch nicht abgeschlossene Quartal bringt es auf 17 solcher
Ereignisse, mehr als normalerweise in drei Sommern zusammen. Dafür fiel nur gut
die Hälfte (120 mm) der normalen Regenmenge.
Die vorläufige Bilanz in Göttingen:
Etwa 20% Ernteausfälle, eine überdurchschnittliche
Freibadsaison, Rauchverbot beim Kaiser-Wilhelm-Park Festival, andauernde
Waldbrandgefahrenstufe 4 (sehr hoch).
...und sonst?
Abschmelzende Gletscher in den Alpen, die lang vermisste Körper freigeben und die alte Frage, ob das
der Beginn einer Klimaveränderung bei uns ist. Die Antwort würde diese
Sonderseite jedoch sprengen und ist selbst bei den Profimeteorologen nach wie
vor strittig.