schriftzug

27. Oktober 2002: Schwerer Herbststurm

Faszination Unwetter:

Ein schwerer Herbststurm, wie er im Oktober eher ungewöhnlich ist, überquerte heute mit seinem Starkwindfeld Göttingen. Dabei erreichte der Wind eine Stärke, bei der bereits Sachschäden zu beklagen waren. Zumeist blieb es jedoch bei vereinzelt abgehobenen Dachziegeln, umgefallenen Baustellenschildern und einigen entwurzelten Bäumen.
Windgrafik vom 27. Oktober 2002
Andreas Vohl / WSG
Nur wer keine Schäden zu beklagen hatte, konnte sich der Faszination dieses Unwetters hingeben. Am Klimadiagramm ist der Verlauf und die Abhängigkeit von Windstärke und Luftdruck mustergültig zu studieren, wobei der (nicht berücksichtigte) Temperaturverlauf genau den umgekehrten Gang zum Luftdruck durchlief: Zunächst erreichte uns am Morgen die Warmfront mit Regen und auflebendem Wind. Die Temperaturen stiegen allmählich von 8°C auf 15,5°C bis zum Nachmittag. Gegen 15 Uhr zog die Kaltfront mit Böen bis 95 km/h (Bft. 10) durch. Während zu diesem Zeitpunkt der minimale Luftdruck von 995 hPa erreicht wurde, begann die Temperatur wieder zu fallen.

Schwere Sturmböen:

Die schwersten Sturmböen fegten am späten Abend im Bereich des Schauerfeldes hinter der Kaltfront über Göttingen hinweg. Die mittlere Windgeschwindigkeit betrug teilweise nahe 70 km/h; die WSG registrierte mehrere Böen
Bodenwetterkarte
Bernhard Mühr / Wetterzentrale
von 100 km/h oder Windstärke 11 ("orkanartiger Sturm"). Insgesamt brachte das Tief genau 30 Liter Regen in 26 Stunden.
Auf der Bodenwetterkarte von 18 Uhr ist der Witterungsablauf des Tages sehr schön zu rekonstruieren: Die größtenteils okkludierte Kaltfront liegt bereits über Polen und dem Baltikum. Der innere Bereich der Okklusion zieht nun von Nordwesten her erneut nach Deutschland herein und brachte gegen Abend wieder einsetzenden Regen. Dazwischen gab es einige Wolkenlücken, durch die die Sonne immerhin 1,4 Stunden auf Göttingen schien. Das Hauptwindfeld liegt im inneren Bereich der Okklusion und ist an den eng zusammenliegenden Isobaren zu sehen. Es schwenkte ab etwa 20 Uhr über uns hinweg und brachte die stärksten Böen.