schriftzug

13. Februar 2005: Orkantief Ulf

Warmfront:

Satellitenbild mit Isobaren
Bernhard Mühr / Wetterzentrale
Am Freitag zog das Orkantief Ulf vom Nordatlantik zur Ostsee und erreichte bei Bornholm einen Kerndruck von weniger als 965 hPa. Sein Niederschlags- und Starkwindfeld überquerte am Wochenende auch den Göttinger Raum. An der Warmfront bildete sich durch die aufgleitende feuchte Suptropikluft ein ausgedehntes Regengebiet, das uns in der Nacht vom Freitag auf den Samstag erfasste. Bodennah konnte sich die extrem milde Luft zunächst nicht durchsetzen, da der Wind bis in die Morgenstunden zu schwach war, die schwere, nasskalte Luftschicht abzuräumen. Erst mit auflebendem Wind gegen 8 Uhr wurde die Atmosphäre stärker durchmischt und das Thermometer kletterte innerhalb weniger Stunden von 2,9°C auf 11,4°C.

Kaltfront:

Währenddessen legte der Wind kontinuierlich zu, am frühen Nachmittag wurde er dann in Böen stürmisch. Um 16:18 Uhr erreichte uns die Kaltfront mit Regenraten von 58 mm/h und Böen, die mit mehr als 70 km/h bereits volle Sturmstärke erreichten. Die stärkste Luftbewegung gab es gegen 17:30 Uhr, als der Windmesser Minutenmittel von mehr als 70 km/h und Böen von knapp 100 km/h (Maximum: 97 km/h = Windstärke 10 =schwerer Sturm) registrierte. Auf dem Brocken wütete der Orkan mit ganzer Gewalt, wobei Böen bis über 140 km/h gemessen wurden. Der neu hinzugefallene Schnee erhöhte die alte Schneedecke (165 Meter) dort nicht, sondern verwehte vollständig.
Insgesamt fielen 19,75 mm Regen in Göttingen, die der gesättigte Boden nicht mehr speichern konnte. Der Leinepegel kletterte bis zum Sonntag Morgen auf knapp 1,50 Meter an (Hochwasserstufe M1), um in der Folge bereits wieder leicht zu sinken. Größere Ausuferungen blieben uns also erspart. Nach den heftigen Regenfällen am 21. und 22. Januar stieg der Pegel in diesem Jahr bereits auf knapp 2 Meter an. Zum Vergleich: Der mittlere Leinepegel beträgt 61 cm, das Hochwasser an den letzten Tagen des Jahres 2002 schob den Pegel bis auf 2,55 Meter. Die Rekordmarke stammt aus dem Jahr 1981. Damals erreichte die Leine einen Pegelstand von 3,84 Metern!

Inzwischen hat sich kalte Polarluft in allen Höhen durchgesetzt und der Niederschlag der Schauerzellen am Sonntag ging wieder bis in die Tallagen in Schnee über. Bei Werten um den Gefrierpunkt konnte sich nach Einbruch der Dunkelheit vorübergehend eine dünne Schneedecke bilden.