schriftzug

19. Juli 2004: heftige Sommergewitter

Samstag, 17.07:

Mammatus
Das Bild zeigt die vorgelagerten Mammatus-Wolken (Cumulonimbus mamma).
Zeit: 14:12 Uhr (MESZ), Blick: Südwest. Standort: WSG
Andreas Vohl / WSG
Zum Wochenende kam der Sommer mit einem Schwall feuchter Warmluft subtropischen Ursprungs zu uns, in der nicht nur die Temperaturen, sondern auch das Unwetterpotential rasch anstieg. Bereits am Samstag Vormittag formierten sich erste Gewitter im Südwesten Deutschland, die zu Clustern verbunden gegen Mittag große Bereiche Mitteldeutschlands überdeckten. Der beeindruckende Cirrenschirm erreichte Göttingen gegen 15 Uhr MESZ. Einige Mammatus-Wolken zeigten die enormen thermischen Kräfte der Zelle, bevor die Böenwalze mit Windgeschindigkeiten von knapp 60 km/h (Beaufort 7) gegen 15.10 Uhr über die Station hinwegzog. An der Station des DWD in Geismar wurden Böen bis zu 90 km/h auf (Windstärke 10) gemessen.
Die zentrale Unwetterzone schwenkte nur wenig später mit Niederschlagsintensitäten von mehr als 100 mm/h (Maximum: 130,6 mm/h) nach. Allein in 3 Minuten fielen mehr als 4 Liter Regen je Quadratmeter. Insgesamt brachte das aus mehreren Einzelzellen bestehende Gewitter 23 mm Regen, der etwa 1 Stunde nach dem Beginn des Ereignisses auch den Bodenfeuchtesensor in 40 cm Tiefe erreichte und dort das Erdreich mit Wasser annähernd sättigte. In manchen Stadtgebieten summierte sich der Niederschlag auf bis zu 36 mm.
Die graphische Auswertung im Diagramm zeigt exemplarisch die Regenrate, den Temperaturverlauf und die Windgeschindigkeit.
Anhand der rechts zu erreichenden Datentabelle ist der Verlauf des Unwetters in allen Einzeldaten zu studieren (Zeitangaben in MEZ!). Die Böenwalze (Cumulonimbus praecipitatio arcus) erreichte die Station um 15:09 Uhr, der von Blitzen gesäumte Starkniederschlag um 15:28 Uhr. Von 15:23 Uhr bis 15:51 Uhr waren die Wolken so mächtig, dass keine Globalstrahlung mehr registriert wurde.

Sonntag, 18.07:

Auch am Sonntag dauerte das schwülwarme Gewitterwetter an. Der Taupunkt stieg auf einen neuen Jahreshöchstwert von 20°C, bevor sich gegen 16 Uhr erneut Wolkenbrüche über Göttingen ergossen. Göttingen befand sich am nördlichen Teil einer intensiven Niederschlagszone (maximale Regenrate: 51,8 mm/h), so dass nach Norden hin der Regen etwas geringer wurde. Die an der WSG gemessenen 5,3 mm repräsentieren nach ersten Meldungen der umliegenden Stationen eher den unteren Wert des Kreises. Die im Vergleich zum Vortag harmlos wirkende Menge bedeutet aber immerhin, dass innerhalb von etwa einer Stunde 10 % des durchschnittlichen Monatsniederschlages fielen.
Erneut gab es auch Tornados. Diesmal traf es die westlichen Landesteile: An einer über Belgien und dem Nordwesten Deutschlands gelegenen Gewitterfront bildete sich gegen 21 Uhr MESZ ein Tornado, der über Stadtteile von Krefeld, Duisburg, Oberhausen und Bottrop hinwegzog und erhebliche Verwüstungen anrichtete.

Mittwoch, 21.07:

Nach anfänglich ruhigem sommerlichen Badewetter überquerte vor allem den Landkreis Northeim eine recht kompakte Gewitterzelle, die die Station gerade noch mit Starkniederschlag erreichte. Bereits wenige 100 Meter entfernt blieben die Straßen trocken. So dürfte es weiter nördöstlich erheblich größere Regenmengen (maximale Regenrate: 73,2 mm/h) gegeben haben. Trotzdem war vom Standort der WSG eine schön ausgeprägte Böenwalze zu sehen, die ich zusammen mit dem Diagramm ebenfalls in die Linkliste gestellt habe.