schriftzug

29. September 2007: Dauerregen

Lage:

Ausuferungen an der Espolde
Andreas Vohl / WSG
Bereits seit einigen Tagen sorgt ein kleines Höhentief, das von der Iberischen Halbinsel langsam über die Balearen nach Norditalien zog, für starke Gewitter. Ein Kaltluftvorstoß Mitte letzer Woche über Mitteleuropa induzierte ein Tief über Norditalien, das sich mit dem von Westen heranziehenden Tief zum Wirbel "Faysal" vereinigte. Auf einer Vb-artigen Zugbahn bewegte sich dieses Tief über die Alpen hinweg nach Sachsen, wo es am Abend einen Kerndruck von 998 hPa aufwies. Verbunden damit war ein intensiver Einschub recht warmer und feuchter Mittelmeerluft in der unteren Troposphäre, die auf die mitteleuropäische Kaltluft aufglitt und zu starker Hebung führte. Als Folge entstand ein großräumiges Regengebiet, das sich im Tagesverlauf von Bayern, Thüringen und Sachsen nach Brandenburg und Berlin sowie zum Harz hin verlagerte. In der Nacht zog der Tiefkern nur noch langsam etwa entlang der Elbe nach Norden. Somit blieb das Regengebiet in einem Streifen vom südlichen Niedersachsen über Sachsen-Anhalt bis zum westlichen Erzgebirge und dem Thüringer Wald entsprechend der Lage der Okklusion weitgehend stationär, und es kam in diesen Gebieten zu extrem hohen Regenmengen.

Regenhöhen

Die Station auf dem Brocken (Station des DWD) meldete einen 24-Stunden Wert von 74 l/m². An vielen Orten dieser Region gab es neue Rekordmengen innerhalb von 24 Stunden.
In Göttingen fielen an der WSG innerhalb von 24 Stunden 54 l/m² (28.09.2007, 15 Uhr bis 29.09.2007, 15 Uhr MESZ, innerhalb von 48 Stunden (27.09.2007, 20 Uhr bis 29.09.2007, 20 Uhr MESZ) sogar 63,2 l/m². Weitere Vergleichswerte innerhalb dieses 2-Tages-Zeitraums (Auswahl 48-stündiger Niederschlagsmengen im Zeitraum 27.09.2007, 20 Uhr bis 29.09.2007, 20 Uhr MESZ) listete Pfeil externer LinkMeteomedia auf:

170,7 l/m² - Torfhaus/Harz
Ausuferungen an der Espolde
Andreas Vohl / WSG
133,4 l/m² - Langelsheim-Astfeld
120,8 l/m² - Schierke/Harz
113,5 l/m² - Annarode
104,2 l/m² - Harzgerode
101,9 l/m² - Braunlage
101,6 l/m² - Wieda
114,6 l/m² - Clausthal-Zellerfeld
98,9 l/m² - Ilsenburg
98,6 l/m² - Hess. Lichtenau-Fürstenhagen
96,4 l/m² - Bad Lauterberg
94,9 l/m² - Berka
92,1 l/m² - Bad Suderode
91,9 l/m² - Quedlinburg
89,7 l/m² - Kleiner Inselsberg (Thüringen)
88,2 l/m² - Bad Harzburg
84,6 l/m² - Wernigerode
84,1 l/m² - Oberhof (Thüringen)

Überschwemmungen:

So wie im "Jahrhundertsommer" 2003 die trockenen Monate vor dem Hitzemonat August zu einer Verschärfung der akuten Trockenheit führten, sorgten die vorangegangenen nassen Monate Mai, Juni und Juli zu einer raschen Hochwassersituation nach den aktuellen Regenfällen. Die Talsperren sind voll, der Boden gesättigt. Bereits gegen Samstag Mittag erreichte der Pegel der Leine die kritische Hochwasserstufe "M3", die ab einer Wasserhöhe von 2,50 Metern beginnt. Die Zuläufe aus dem Harz und dem Solling traten ebenfalls über die Ufer (siehe Bilder "Espolde" auf der rechten Navigationsleiste). Die Feuerwehren der Region waren im Dauereinsatz, um vollgelaufene Keller leerzupumpen und überflutete Straßen zu sperren.

Hochwasser sind zu dieser Jahreszeit eine echte Rarität. Während der letzten beiden Septemberwochen steigt die Wahrscheinlichkeit auf trocken-warmes Wetter ("Altweibersommer") auf den höchsten Wert des Jahres. Entsprechend sind Überschwemmungen in diesen beiden Wochen statistisch extrem selten.